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Die Psychiatrie befindet sich gegenwärtig in einer Krise. Die Anforderungen, denen sich die Psychiatrie in der modernen Gesellschaft in Deutschland gegenübersieht, und der Hilfebedarf steigen. Das medizinische Fachgebiet kann den an sie gestellten Erwartungen aber nicht mit den gewohnten Strategien, Paradigmen und Interventionen gerecht werden. Insbesondere mit ihrer einseitigen neurowissenschaftlichen Ausrichtung, ihrem naturwissenschaftlichen Menschenbild und dem Versuch, psychische Probleme vorwiegend als „Gehirnerkrankungen“ mit nur geringer Kontextabhängigkeit zu verstehen, der Öffentlichkeit zu vermitteln und damit biologische Therapien in den Vordergrund zu stellen, hat die akademische Psychiatrie für viele Betroffene kaum noch sinnvolle neue Effekte bewirkt. Keine medizinische Fachdisziplin muss sich so intensiv mit der Wechselwirkung des menschlichen Individuums und seiner Umgebung, Widersprüchen zwischenmenschlichen Lebens und Life events auseinandersetzen. Das bedingt die Notwendigkeit einer deutlich verbesserten Kommunikation auf allen Ebenen. In diesem Podcast sprechen Therapierende über Sinn und Unsinn, Täuschung und Selbsttäuschung und vor allem über exsistierende Lösungsansätze für das Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie. Email: patientin.psychiatrie@posteo.de Musik: Goodbye Paranoia, deafground.com/de/bands/goodbye-paranoia/ https://lipperando.de/products/funshirt-lipperando-patientin-psychiatrie-herren-shirt?_pos=1&_sid=1370e2543&_ss=r
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Friday Apr 11, 2025
Friday Apr 11, 2025
Eigentlich soll die Psychiatrie Ordnung ins Chaos bringen. Das sieht man an der Struktur jedes Fachbuches, jedem Diagnosemanual und an jedem Schild in einer psychiatrischen Klinik, denn so soll es in der Vorstellung am besten auch in der Behandlung psychischer Störungen laufen. Depressionen zu den affektiven Störungen, Kokain-Sucht zu den Abhängigkeitserkrankungen, Schizophrenie auf der Akutstation, Trauma in der Psychosomatischen Klinik usw… Schade nur, dass das Leben sich für solche Einteilungen nicht interessiert.
Deshalb dürfen psychiatrische Forschung und Behandlung auch nicht an diesen künstlichen Grenzen verharren, sondern müssen sie hinterfragen, neue Perspektiven einnehmen und neue Fragen stellen, um zu neuen Antworten zu gelangen.
Patientin Psychiatrie spricht heute in einem Vertiefungspodcast mit Professor. Dr. med. Ingo Schäfer, einem Arzt und Wissenschaftler, der sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden gibt.
Literatur:
Dörner K Freispruch der Familie. Frankfurt a. M., 1975.
SECOND CHANCE
Eissler KR Bemerkungen zur Technik der psychoanalytischen Behandlung Pubertierender nebst einigen Überlegungen zum Problem der Perversion. Psyche 1958; 1196-1210, 1966.
29,8 % ALLER STÖRUNGEN SIND DURCH KINDHEITSWIDRIGKEITEN BEDINGT
Kessler RC, McLaughlin KA, Green JG, Gruber MJ, Sampson NA, Zaslavsky AM, Aguilar-Gaxiola S, Alhamzawi AO, Alonso J, Angermeyer M, Benjet C, Bromet E, Chatterji S, de Girolamo G, Demyttenaere K, Fayyad J Florescu S, Gal G, Gureje O, Haro JM, Hu CY, Karam EG, Kawakami N, Lee S, Lépine JP, Ormel J, Posada-Villa J, Sagar R, Tsang A, Ustün TB, Vassilev S, Viana MC, Williams DR. Widrigkeiten in der Kindheit und Psychopathologie bei Erwachsenen in den WHO World Mental Health Surveys. Br J Psychiatrie. 2010 Nov;197(5):378-85. doi:10.1192/bjp.bp.110.080499. PMID: 21037215; PMCID: PMC2966503.
ZAHLEN ZU GEWALTERLEBNISSEN BEI PSYCHOSEPATIENT:INNEN INTERNATIONAL.
Morgan C, Fisher H. Umwelt und Schizophrenie: Umweltfaktoren bei Schizophrenie: Kindheitstraumata – eine kritische Betrachtung.
Schizophr Bull. 2007 Jan;33(1):3-10. doi: 10.1093/schbul/sbl053. Epub 2006 Nov 14. PMID: 17105965; PMCID: PMC2632300.
Entwicklungstraumata sind bei Psychosen mit schwereren positiven und affektiven Symptomen sowie qualitativen Unterschieden in der Symptomausprägung verbunden.
Onyeama F, Melegkovits E, Yu N, Parvez A, Rodrigues A, Billings J, Kelleher I, Cannon M, Bloomfield MAP. Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse der Hypothese des traumatogenen Phänotyps bei Psychosen.
BJPsych Open. 9. August 2024;10(5):e146. doi: 10.1192/bjo.2024.52. PMID: 39118412; PMCID: PMC11698141.
ÜBERBLICK KONTINUUM DISSOZIATION-PSYCHOSE
Moskowitz A, Dorahy M, Schäfer I Psychosis, Trauma and Dissociation - Evolving Perspectives on Severe Psychopathology. 2nd Ed., Wiley Blackwell, 2019.
ZAHLEN ZU GEWALTERLEBNISSEN BEI PSYCHOSEPATIENT:INNEN IN DEUTSCHLAND.
Schäfer I, Eiroa-Orosa FJ, Schroeder K, Harfst T, Aderhold V.
Posttraumatische Störungen bei Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis.
Nervenarzt. 2015 Jul;86(7):818-25. Deutsch. doi: 10.1007/s00115-014-4237-x. PMID: 26022856.
ALLGEMEINER ÜBERBLICK ZU TRAUMA BEI PSYCHOSE
Schäfer I, Fisher HL. Kindheitstrauma und Psychosen – welche
Beweise gibt es? Dialoge Clin Neurosci. 2011;13(3):360-5. doi:
10.31887/DCNS.2011.13.2/ischaefer. PMID: 22033827; PMCID: PMC3182006.

Saturday Apr 05, 2025
11. Patientin Psychiatrie - Gefangen in der Schizophrenie-Verschwörung Teil 2
Saturday Apr 05, 2025
Saturday Apr 05, 2025

Saturday Apr 05, 2025
10. Patientin Psychiatrie - Gefangen in der Schizophrenie-Verschwörung?
Saturday Apr 05, 2025
Saturday Apr 05, 2025
Bock T, Andreas Heinz A: Psychosen: Ringen um Selbstverständlichkeit (Anthropologische Psychiatrie), Psychiatrie-Verlag, 2016.
Bock T: Wird die Menschheit kränker oder die Krankheit menschlicher, Editorial Psychiat. Praxis 2014; 41: 121-123.
Butter M: „Nichts ist, wie es scheint“. Über Verschwörungstheorien, S. 105–114, ed. Suhrkamp, Berlin, 2018.
Butter M: Nennt sie beim Namen!, 28. 12. 2020, www.zeit.de/gesellschaft/ 2020-12/verschwoerungs-theorien- corona-krise- wortdes-jahres- 2020.
Butter M: Verschwörungstheorien: Eine Einführung; aus: Politik und Zeitgeschichte (APuZ) S 1-9.
Butter M und Bock T: Verschwörungstheorie und Wahn Notwendige Abgrenzung und mögliche Prävention. In: KERBE 1/2022, S. 25-28.
Dörner K, Plog U, Bock T: Irren ist menschlich: Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrie-Verlag, 2019.
Douglas K et al.: Understanding Conspiracy Theories, in: Advances in Political Psychology S1/2019, DOI: 10.1111/pops.12568.
Finzen A: Schizophrenie: Die Krankheit verstehen, behandeln, bewältigen, Psychiatrie-Verlag, 2019.
Hepfer K: Verschwörungstheorien. Eine philosophische Kritik der Unvernunft, Bielefeld 2015, S. 26.
Hofstadter R: The Paranoid Style in American Politics, in: ders., The Paranoid Style in American Politics and Other Essays, Cambridge 1996, S. 3–40.
Lammel M, Bormuth M: Karl Jaspers’ Allgemeine Psychopathologie: Standortbestimmungen, MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2016.
Monshouwer K et al.: Prevalence, incidence, and persistence of psychotic experiences in the general population: results of a 9-year follow-up study. Psychological Medicine 2023; 53: 3750–3761.
Scharfetter C: Allgemeine Psychopathologie, Thieme, 2020.
Schödlbauer M: Wahnbegegnungen: Zugänge zur Paranoia (Anthropologische Psychiatrie), Psychiatrie-Verlag, 2015.
Van Os J, Reininghaus U.: Psychosis as a transdiagnostic and extended phenotype in the general Population. World Psychiatry 2016; 15:118–124.

Saturday Apr 05, 2025
Saturday Apr 05, 2025
Vor knapp 2000 Jahren gründete sich im Nahen Osten eine jüdische Sekte, die innerhalb der nächsten Jahrhunderte zu einer neuen Religion und einem gigantischen politischen und spirituellen Machtfaktor heranwuchs, dem Christentum. Die Botschaft: Gott ist ein liebender Vater, der Dir Deine Sünden nach dem Tod vergibt. Der Weg ins Paradies ist durch Beichte und Reue möglich.
In den letzten Jahren gewinnt eine neue Glaubensrichtung immer mehr Anhänger. In der Church of Psychiatry werden nicht mehr ein Dämon, der Teufel oder der Sünder selbst, sondern eine psychische Krankheit oder ein Trauma verantwortlich gemacht. Viele Therapeut:innen kennen diese Sätze von Patient:innen: „Ich habe eine Borderline-Störung, deshalb bin ich so ausgeflippt…“ oder Therapeut:innen vermitteln sogar. „Sie verhalten sich so, weil Sie eine Depression haben.“ Aber ist das richtig? Nimmt eine psychische Erkrankungen den Menschen ihre ganze Verantwortung für sich oder andere?
Jan Brüning gen. Brinkmann im Gespräch mit Carola Stiglmayr und Johanna Wächter.
Literatur:
Aaron Antonovsky, Alexa Franke (Herausgeber, Übersetzer), Salutogenese: Zur Entmystifizierung der Gesundheit (Forum für Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis) DGVT-Verlag, 1997.
Martin Bohus und Martina Wolf-Arehult, Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten: Das Therapeutenmanual. Schattauer Verlag, 2017.
Randolph M. Nesse, Gute Gründe für schlechte Gefühle: Evolutionäre Psychiatrie – ein neuer Blick auf negative Stimmungen und psychische Beschwerden, Kösel-Verlag, 2024.
Andreas Reckwitz, Das Ende der Illusionen: Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne. Suhrkamp, 2019.
Irvin D. Yalom, Existenzielle Psychotherapie, Edition Humanistische Psychologie - Ehp; 5., korrigierte Auflage, 2010.

Saturday Apr 05, 2025
8. Patientin Psychiatrie - Eine weihnachtliche Fallgeschichte
Saturday Apr 05, 2025
Saturday Apr 05, 2025
Der Geflüchtete Hr. B findet in Deutschland sein Zuhause. Doch es passiert ihm etwas Furchtbares - und unerwartet etwas sehr Weihnachtliches. Eine Geschichte darüber, dass schlimme Ereignisse das Beste in Menschen zum Vorschein bringen können.
Musik: Barbershop - MerryXmasPopsong

Saturday Apr 05, 2025
7. Patientin Psychiatrie - Mit einem Bein im Knast? Teil 1 über Verantwortung
Saturday Apr 05, 2025
Saturday Apr 05, 2025
Unter Behandelnden geht oft das Gerücht um, dass man als Helfer soviel Verantwortung hat, dass man quasi immer mit einem Bein im Knast steht. Deshalb müsse man auch so viel dokumentieren... damit man für alles, was in einer psychiatrischen oder therapeutischen Behandlung schief geht, bestenfalls nachweisen kann, dass man daran nicht Schuld ist. Aber stimmt das? Jan Brüning gen. Brinkmann und Carola Stiglmayr nähern sich dem Thema an, wofür wir als Behandelnde wirklich verantwortlich sind.

Saturday Apr 05, 2025
6. Patientin Psychiatrie, live am 9.10.24 - Alles Trauma, oder was?
Saturday Apr 05, 2025
Saturday Apr 05, 2025
Schwere Gewalt und Vernachlässigung haben als Traumatisierung das Potential einen Menschen zu zerbrechen und können zu schweren psychischen Beeinträchtigungen führen. Viele Betroffene benötigen eine spezialisierte Psychotherapie. Und der die aktuellen Zahlen verheißen nichts Gutes. Das statistische Bundesamt meldet auch für 2023 einen Anstieg der Kindeswohlgefährdung und Inobhutnahmen um 2%, die Gewalt an Frauen habe um 6,5% zugenommen. Auch medizinisches Personal, Feuerwehrleute, Zugbegleiter:innen und Polizist:innen sind immer häufiger von Gewalt betroffen. Entsprechend steigt die Diagnosehäufigkeit eine Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) am stärksten von allen psychiatrischen Diagnosen. Dazu tragen auch immer mehr Ereignisse bei, die als traumatisierend erlebt werden, z.B. traumatische Geburten. Passend dazu wurde lt. dem Robert-Koch-Institut im Jahr 2022 die Diagnose PTBS mehr als doppelt so häufig gestellt wie i. Jahr 2012. In den Therapiepraxen und den Medien wird der Begriff zunehmend inflationär angewendet. Das „Trauma“ ist in aller Munde. Zeit für eine ehrliche Bestandaufnahme zweier Spezialisten aus verschiedenen Therapieschulen und Behandlungssettings. „Patientin Psychiatrie“ wurde Mittwoch, den 09. Oktober 2024 als öffentliche Veranstaltung i.R. der Woche der Seelischen Gesundheit in der Klinik für Psychosomatische und psychotherapeutische Medizin im Johannisstift Bielefeld aufgezeichnet.
Literatur:
Martin Bohus und Martina Wolf-Arehult
Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten: Das Therapeutenmanual
Schattauer Verlag, 2017.
Bessel van der Kolk
Das Trauma in dir: Wie der Körper den Schrecken festhält und wie wir heilen können, Ullstein Taschenbuch, 2023.
Luise Reddemann
Imagination als heilende Kraft
Klett Cotta, 2001
Robert Sapolsky
Gewalt und Mitgefühl - Die Biologie menschlichen Verhaltens
Carl Hanser Verlag, 2017.
Wolfgang Wöller und Luise Reddemann
Trauma und Persönlichkeitsstörungen: Ressourcenbasierte Psychodynamische Therapie (RPT) traumabedingter Persönlichkeitsstörungen
Auflage, Schattauer, 2018

Saturday Apr 05, 2025
5. Patientin Psychiatrie - Psychotherapie bei Depressionen - einfach nur reden?
Saturday Apr 05, 2025
Saturday Apr 05, 2025
Viele wollen sie, nicht jeder bekommt sie, die Psychotherapie. Aus der ehemaligen Redekur haben sich in den letzten hundert Jahren hochspezialisierte Verfahren entwickelt. Die meisten davon können auch bei depressiven Störungen helfen. Doch was kann wirklich Psychotherapie leisten? Was bringt es denn, einfach nur zu reden? Oder passiert in einer Therapie wirklich viel mehr? Welchen Stellenwert hat sie bei der Behandlung von Depressionen? Wie effektiv ist Psychotherapie und sind die Behandelnden die eigentlichen Heilmittel?
Folge 3. der Serie "Depressivität" über die psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten mit Jan BgB und Carola Stiglmayr.
Email: patientin.psychiatrie@posteo.de
Literatur:
Otto Benkert, Hans Hippius
Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie, 14. Aufl. Springer-Verlag, 2023.
Klaus Dörner, Ursula Plog, Thomas Bock
Irren ist menschlich: Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie, 25. Auflage, Psychiatrie-Verlag, 2019
Allen Frances
Normal - Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen. Dumont-Verlag, 2014.
Thorsten Padberg
Die Depressions-Falle: Wie wir Menschen für krank erklären, statt ihnen zu helfen. Fischer, 2021.
Arist von Schlippe, Jochen Schweitzer
Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I und II., Vandenhoeck + Ruprecht, 2016.
Irvin D. Yalom
Existenzielle Psychotherapie
Edition Humanistische Psychologie - Ehp; 5., korrigierte Auflage, 2010.