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Die Psychiatrie befindet sich gegenwärtig in einer Krise. Die Anforderungen, denen sich die Psychiatrie in der modernen Gesellschaft in Deutschland gegenübersieht, und der Hilfebedarf steigen. Das medizinische Fachgebiet kann den an sie gestellten Erwartungen aber nicht mit den gewohnten Strategien, Paradigmen und Interventionen gerecht werden. Insbesondere mit ihrer einseitigen neurowissenschaftlichen Ausrichtung, ihrem naturwissenschaftlichen Menschenbild und dem Versuch, psychische Probleme vorwiegend als „Gehirnerkrankungen“ mit nur geringer Kontextabhängigkeit zu verstehen, der Öffentlichkeit zu vermitteln und damit biologische Therapien in den Vordergrund zu stellen, hat die akademische Psychiatrie für viele Betroffene kaum noch sinnvolle neue Effekte bewirkt. Keine medizinische Fachdisziplin muss sich so intensiv mit der Wechselwirkung des menschlichen Individuums und seiner Umgebung, Widersprüchen zwischenmenschlichen Lebens und Life events auseinandersetzen. Das bedingt die Notwendigkeit einer deutlich verbesserten Kommunikation auf allen Ebenen. In diesem Podcast sprechen Therapierende über Sinn und Unsinn, Täuschung und Selbsttäuschung und vor allem über exsistierende Lösungsansätze für das Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie. Email: patientin.psychiatrie@posteo.de Musik: Goodbye Paranoia, https://app.backstagepro.de/goodbyeparanoia
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Monday Oct 14, 2024
6. Patientin Psychiatrie, live am 9.10.24 - Alles Trauma, oder was?
Monday Oct 14, 2024
Monday Oct 14, 2024
Schwere Gewalt und Vernachlässigung haben als Traumatisierung das Potential einen Menschen zu zerbrechen und können zu schweren psychischen Beeinträchtigungen führen. Viele Betroffene benötigen eine spezialisierte Psychotherapie. Und der die aktuellen Zahlen verheißen nichts Gutes. Das statistische Bundesamt meldet auch für 2023 einen Anstieg der Kindeswohlgefährdung und Inobhutnahmen um 2%, die Gewalt an Frauen habe um 6,5% zugenommen. Auch medizinisches Personal, Feuerwehrleute, Zugbegleiter:innen und Polizist:innen sind immer häufiger von Gewalt betroffen. Entsprechend steigt die Diagnosehäufigkeit eine Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) am stärksten von allen psychiatrischen Diagnosen. Dazu tragen auch immer mehr Ereignisse bei, die als traumatisierend erlebt werden, z.B. traumatische Geburten. Passend dazu wurde lt. dem Robert-Koch-Institut im Jahr 2022 die Diagnose PTBS mehr als doppelt so häufig gestellt wie i. Jahr 2012. In den Therapiepraxen und den Medien wird der Begriff zunehmend inflationär angewendet. Das „Trauma“ ist in aller Munde. Zeit für eine ehrliche Bestandaufnahme zweier Spezialisten aus verschiedenen Therapieschulen und Behandlungssettings. „Patientin Psychiatrie“ wurde Mittwoch, den 09. Oktober 2024 als öffentliche Veranstaltung i.R. der Woche der Seelischen Gesundheit in der Klinik für Psychosomatische und psychotherapeutische Medizin im Johannisstift Bielefeld aufgezeichnet.
Literatur:
Martin Bohus und Martina Wolf-Arehult
Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten: Das Therapeutenmanual
Schattauer Verlag, 2017.
Bessel van der Kolk
Das Trauma in dir: Wie der Körper den Schrecken festhält und wie wir heilen können, Ullstein Taschenbuch, 2023.
Luise Reddemann
Imagination als heilende Kraft
Klett Cotta, 2001
Robert Sapolsky
Gewalt und Mitgefühl - Die Biologie menschlichen Verhaltens
Carl Hanser Verlag, 2017.
Wolfgang Wöller und Luise Reddemann
Trauma und Persönlichkeitsstörungen: Ressourcenbasierte Psychodynamische Therapie (RPT) traumabedingter Persönlichkeitsstörungen
Auflage, Schattauer, 2018
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